Live zu hören am 24.2.2017 im nhow Berlin. Gespielt und gelesen vom Komponistenviertel
Hello, we’re Johnny Cash.
Es muss diese unfassbare Version von Soundgarden’s “Rusty Cage” gewesen sein, die mir den Schlüssel zum Phänomen Johnny Cash direkt ins Gesicht gedrückt hat. Es war 1996 und für mich irgendwie immer noch der Summer of Grunge und eines meiner absoluten Lieblingsstücke erschien in einer Version, wie ich sie nie für möglich gehalten hätte. “Unchained” war das Album, auf dem der immer schwächer werdende Cash den Song mit seinem Produzenten Rick Rubin veröffentlichte. Das zweite Werk der American Recordings Phase. Das erste, das mich als Fan erreicht und fasziniert hat. Dass die Nashville-Country-Mafia das Album weitestgehend ignorierte dankte Cash derselben mit der berühmten Stinkefinger-Anzeige im Billboard-Magazine, nachdem “Unchained” mit einem Grammy als bestes Country-Album ausgezeichnet wurde. Spätestens da war mir klar, dass der Mann auch mit 63 noch ein echter Rock’n’Roller war.
AIN’T NO GRAVE
Danach hat er mich nie wieder losgelassen. Klar, da war der alte Country-Cash, den ich nur aus dieser Columbo-Folge kannte und nicht näher kennen lernen wollte. Aber da war auch dieser Sänger, dieser Interpret, der etwas mit meinen Lieblingssongs machte, was ich mir in meinem stocksteifen Rock’n’Roll-Purismus nie hätte vorstellen können. Die Möglichkeit, einen Song zu formen und ihn mit dem eigenen Leben zu füllen, hat in mir etwas ausgelöst. Mittlerweile ist diese Suche nach der außergewöhnlichen Interpretation eine Sucht geworden, die wir selbst künstlerisch kultivieren. Wir haben Johnny Cash ein Konzertprogramm gewidmet – mit Lieblingssongs von ihm, von uns, zusammengehalten und verbunden durch Texte, die vorwiegend aus der lesenswertern Autobiografie stammen, die Johnny Cash gemeinsam mit Patrick Carr geschrieben hat und die 1999 im Palmyra Verlag erschienen ist. Mittlerweile geht es sogar so weit, dass wir Songs von anderen Künstlern so interpretieren, wie sie Cash und Rubin vielleicht selbst produziert hätten.
WON’T BACK DOWN
„In diesem November des Jahres 2003, ein paar Monate nach Johnny Cashs Tod, erzählt Rick Rubin etwas Unglaubliches. Dass er immer noch Songs höre, von denen er wolle, Johnny Cash würde sie covern.“ „ Das passiert die ganze Zeit“, sagte er, „and I still write them down, and I still get copies oft hem. I can’t bring myself to not continue that process. It was so fullfilling.”
ONE
„I keep a close watch on this heart of mine
I keep my eyes wide open all the time
I keep the ends out for the tie that binds
Because you’re mine, I walk the line.“
„Was hältst Du davon?“, fragte ich Carl Perkins backstage bei einem Konzert. „Ich nenne es Because you’re mine.“
„Hmm“, sagte Carl Perkins. „Ich glaube, I Walk The Line wäre besser als Titel. Dann ging er auf die Bühne und ich schrieb den Song zu Ende.
WALK THE LINE
Mein Arbeitsleben lässt sich schnell beschreiben: Baumwolle in der Jugend und Musik als Erwachsener. Zwischendurch arbeitete ich in einer Automobilfabrik in Michigan, war Funker bei der amerikanischen Luftwaffe in Deutschland und lief von Tür zu Tür als Vertreter von Haushaltsgeräten für die Home Equipment Company in Memphis, Tennessee.
Ich war ein hervorragender Funker und ein lausiger Vertreter.
GIVE MY LOVE TO ROSE
Es war mein Manager Saul Holiff, der mich – zunächst in geschäftlicher Hinsicht – mit June zusammenbrachte, indem er sie für meine Show am 5. Dezember 1961 in der „Big D Jamboree“ in Dallas engagierte. Ich wusste genau, dass dieser Tag für mich der Beginn von etwas Großem sein würde. Vielleicht wusste er das auch. Ich traf June Carter, ging zu ihr hin und sagte ihr ohne Umschweife: „Du und ich, wir werden eines Tages heiraten.“
RING OF FIRE
„Ich bin dankbar für ein Paar wirklich bequeme Schuhe. Ich mag meine Schuhe. Ich bin dankbar für die Vögel. Es kommt mir vor, als würden sie morgens beim Aufstehen nur für ich singen: „Guten Morgen, John. Du hast es gechafft, John.“ Und dann der erste Sonnenstrahl.
UNCHAINED
Ich bin dankbar, dass ich die Nacht überlebt habe und ihn sehen kann. Ich bin dankbar, dass ich keine tödliche Krankheit habe, dass ich bei ziemlich guter Gesundheit bin, dass ich morgens aufstehen kann und hinuntergehen und frühstücken und dass ich dann die Dschungelwege entlanglaufen und die Blumen riechen kann – den Jasmin, die Winden, die Orchideen.
HURT
Im Drehbuch zu „Columbo“ war auch eine Rolle für die Band vorgesehen. Sie waren mit dem Flugzeug unterwegs zu uns, als ich erfuhr, dass Clayton Perkins, der jüngste und einzige noch lebende Bruder von Carl, der wildeste und trinkfesteste von ursprünglich drei Brüdern, gestorben war. Er hatte sich erschossen – Unfall oder Absicht, wir werden es nie erfahren, denn er hatte ständig mit seinen Waffen herumgespielt. Carl, der mit den Tennessee Three im Flugzeug saß, hatte noch nichts davon gehört.
Es war mir noch nie etwas so schwer gefallen, aber ich musste es tun. Carl musste es noch übers Telefon erfahren, denn ich wusste, dass er sofort nach Tennessee würde zurückfliegen wollen.
„Carl…“ begann ich, als er ans Telefon kam.
„Ist irgend etwas passiert?“
„Etwas Schlimmes ist passiert, Carl.“
„Wer ist es? Meine Mutter?“
„Nein.“
„Mein Daddy?“
„Nein, Carl.“
„Oh, nein. Es geht um Clayton, nicht wahr? Was ist passiert, John?“
„Carl, mir wurde gesagt, dass er sich umgebracht hat. Er hat sich im Bett mit einer Pistole erschossen.“
REDEMPTION SONG
Mein erste Amphetamin, eine kleine, weiße Benzedrin-Tablette mit einem eingekerbten Kreuz, nahm ich 1957, als ich mit Faron Young und Ferlin Husky auf Tour war und ich war begeistert davon. Es gab mir Energie und schärfte meinen Geist, es vertrieb meine Schüchternheit und verbesserte mein Timing, es turnte mich an, wie Strom, der in eine Glühbirne fließt.
GOD’S GONNA CUT YOU DOWN
Ich dachte, Junge Junge, das ist ja echt super. Das ist doch wirlich das beste Zeug der Welt, wenn es Dir damit plötzlich so gut geht, obwohl Du vorher solche Schmerzen hattest. Irgendwann muss ich unbedingt noch mehr davon bekommen.
HUNG MY HEAD
Es dauerte nicht lange, bis die Abstürze wirklich schlimm wurden. Sobald ich aufwachte, spürte ich kleine Dinge in meiner Haut, Dornen oder Holzsplitter. Sie juckten furchtbar, so dass ich immer wieder versuchte, sie herauszuziehen. Es wurde noch schlimmer – sie wurden lebendig und begannen in meinem Fleisch regelrecht zu zucken und sich zu winden. Es war nicht zum Aushalten. Jetzt musste ich Pillen nehmen.
Amphetamin (alpha-Methylphenethylamin), auch Phenylisopropylamin oder Amfetamin genannt, ist eine synthetisch hergestellte Substanz aus der Stoffgruppe der Phenylethylamine (umgangssprachlich Pep(p) oder Speed). Es ist ein Stimulans, d. h. es regt die sympathischen Teile des vegetativen Nervensystems an. Der Handel und Besitz von Amphetamin ohne Erlaubnis ist in Deutschland und den meisten europäischen Ländern strafbar.
SOLITARY MAN
Damals wurde ich genauso heftig dafür kritisiert, dass ich in Las Vegas spielte und mit all den Huren und Spielern verkehrte, wie dafür, dass ich Gefängniskonzerte gab. Ich entgegnete, dass die Pharisäer das gleiche über Jesus gesagt hätten: „Er aß mit Zöllnern und Sündern.“
REDEMPTION DAY
„Es war im Overton Park Pavillon, und Elvis war der Top-Act des Abends. Die Zeitungsanzeige habe ich heute noch, schön eingerahmt. THE ELVIS PRESLEY SHOW stand da in großer, fetter Schrift. Und direkt darunter: „Außerdem – Johnny Cash singt „Cry Cry Cry“. Der Auftritt lief gut und Elvis bat mich, mit ihm zusammen auf Tour zu gehen. Ich war sofort einverstanden und nahm meine Frau Vivian mit. Aber es machte ihr Angst. Als sie sah, wie die Frauen beim Anblick von Elvis durchdrehten und ihr klar wurde, dass ich mich auf diese Welt zubewegte ließ ihre Begeisterung über meine angestrebte Platten- und Bühnenkarriere doch deutlich nach.“
ZIGGY STARDUST
WHEN THE MAN COMES AROUND
Warum ich immer Schwarz trage?
Ich trage Schwarz for the poor and beaten down, livin‘ in the hopeless, hungry side of town.
For the prisoner who has long paid for his crime but is there because he’s a victim of the times. Und mit dem Vietnamkrieg vor Augen, der mich genauso schmerzhaft berührte wie die meisten anderen Amerikaner, trage ich es in mournin‘ for the lives that could have been.
Each week we lose a hundred fine young man.
I wear it for the thousands who have died, believin‘ that the Lord was on their side.
GHOST RIDERS IN THE SKY
PERSONAL JESUS
Es gibt eine Frage, die mir Journalisten immer wieder stellen: Warum saß ich im Gefängnis?
Ich saß nie im Gefängnis. Das Gerücht kam auf, weil ich Folsom Prison Blues geschrieben und gesungen habe, meinen Hit von 1955 aus der Sicht eines verurteilten, reuelosen Mörders. Und zwölf Jahre später habe ich ein Konzertalbum namens Johnny Cash At Folsom Prison aufgenommen.
FOLSOM PRISON BLUES
GET RHYTHM
Ich hielt meinen Betrieb mehr oder minder am Laufen, bis das Glück mir wieder hold wurde. Und das passierte 1994, als ich mich mit Rick Rubin zusammentat, der Musiker wie die Beastie Boys und die Red Hot Chili Peppers produzierte, die absolut nichts mit Nashville zu tun hatten.
RUSTY CAGE
I’M LEAVING NOW
WE’LL MEET AGAIN
Ich bin ein Nachfahre von Queen Ada, der Schwester von Malcolm dem Vierten.
Der wiederum ist der Sohn von King Duff, dem ersten König von Schottland.
Adas Besitz erstreckte sich über das gesamte Land östlich des Miglo River im Valley of Bran, im heutigen County Fife.
Der Leitspruch auf dem Wappen meiner Leute hieß: „Better Times Will Come“.
Ihr Name war Caesche. Geschrieben C – A – E – S –C – H – E.
Im Zuge ihrer Emigration im 16. Und 17. Jahrhundert hat sich die Schreibweise schließlich der Aussprache angepasst: C – A – S – H.
Hello, I’m Johnny Cash.
Der Fachhandel für Ereignisse und das nhow Berlin präsentieren: BETTER TIMES WILL COME: a tribute to Johnny Cash
Datum: 24. Februar 2017
Start: 19.00
Ort: Stralauer Allee 3, 10245 Berlin
Eintritt: kostenfrei