Pamela Méndez ist in ihrer Heimat Bern längst kein Geheimtipp mehr. Wir haben die Sängerin zu BalconyTV Berlin eingeladen, wo sie ihre neue Single „World Of Nothing“ vorstellte. Wer jetzt eine Dystopie erwartet, wird vielleicht enttäuscht – alle anderen aber völlig entzückt sein. Sie kreiert mit ihrer atemberaubenden Stimme, ausgecheckten 80ties-Soundflächen und ihren ehrlichen Texten eine dreidimensionale Klangwelt. Pamela ist eine Macherin – und was sie anpackt, soll gut werden. Es war schnell um uns geschehen: Das neue BalconyTV Video mit Pamela hat unser Herz erwärmt!
Wenn Musikerinnen und Musiker sich dieser enormen Wirkung von Popmusik mehr bewusst werden und anfangen den Markt aktiver mit zu gestalten, werden sich sehr viele gesellschaftliche Probleme rasant zum Besseren wenden.
Pamela Méndez
PAMELA MÉNDEZ – WORLD OF NOTHING (BalconyTV Berlin):
Pamela, welche Kraft hat Popmusik?
Ich denke es besteht das Potential, dass Popmusik wieder mehr an Kraft gewinnt. Aktuell ist Pop Musik sehr stark an die Werbebranche gebunden, da es eine Haupteinnahmequelle für Pop Acts ist, ihre Musik in Werbungen und Filmen platzieren zu können. Diesbezüglich empfinde ich die Kraft der Popmusik aktuell tendenziell als ein wenig kastriert. Sie wird oft so gemacht, dass sie potentiell in Werbung statt finden könnte, anstatt einem künstlerischen Ausdruck konsequent zu folgen. Da Popmusik jedoch auf alle Gesellschaftsschichten und vor allem auch auf jüngere Leute abzielt, ist ihre wahrhafte Wirkung enorm. Wenn Musikerinnen und Musiker sich dieser enormen Wirkung von Popmusik mehr bewusst werden und anfangen den Markt aktiver mit zu gestalten, werden sich sehr viele gesellschaftliche Probleme rasant zum Besseren wenden. Davon bin ich überzeugt.
„World Of Nothing“ ist Deine neue Single, die Du auch bei BalconyTV Berlin vorgestellt hast. Was steckt hinter dem Song?
In World of Noting geht es darum, dass das kapitalistische System uns zu einem Konkurrenz Denken erzieht, welches wir dann auch in den privaten Raum der zwischenmenschlichen Beziehungen mitnehmen. Und in einem Vergleichsverhältnis gibt es kein Verhältnis an sich: Es kann nicht wirklich was entstehen. Zumindest nichts Gesundes aus meiner Sicht. Aber mehr kann und will ich dazu nicht sagen. Ich hab zwar viele konkrete Erlebnisse als Auslöser für den Song. Aber ich fand darin ein Schema. Und ich bin davon überzeugt, dass wir dieses Schema alle kennen. Sonst hätte ich den Song nicht geschrieben. Das Schema gilt es zu durchbrechen. Am besten zusammen.
Was ist für Dich das Ende der Welt?
Musik an sich. Wenn ich performe oder gute Musik höre, gibt es die Welt in ihrer gespaltenen und Gewalt erfüllten Form nicht. Es gibt nur Sound und Austausch.
Du erfindest Dich gern neu. Was erwartet uns als nächstes?
Da ich mich nicht gezeugt habe, empfinde ich mich irgendwie auch eher Beobachterin von mir selbst und weniger als die, die sich bewusst erfindet oder so. Ich höre und sehe mir beim werden zu. Ich bin sehr gespannt. Keine Ahnung was da kommt. Ich werde in Zukunft noch mehr auf mich und noch weniger auf die Erwartungen von anderen hören. So viel steht fest.
Was sollte jede*r einmal im Leben getan haben?
Sich selber feiern. Im Idealfall täglich.
Wofür engagierst Du Dich?
Ich habe mich die letzen 3 Jahre sehr stark für Frauen im Musik Business eingesetzt und Producing Workshops für Musikerinnen organisiert. Ich merke aber dass es mir um alle oder sogar alles geht. Also alle Tiere, die Umwelt usw. Wie ich das umsetzen will und kann ist mir noch nicht ganz klar. Ich bin da grad recht auf der Suche, was und wie ich etwas tun kann mit meinen Mitteln ohne auszubrennen
Welches Ambiente inspiriert Dich?
Grossstädte sind gut. Einsamkeit ist auch gut.
Wenn Du heute ein Kassetten-Tape verschenken würdest, was wären die ersten drei Tracks darauf?
Oh je… jetzt gerade? „Speakervision“ von Georgia Ann Muldrow, „Stop“ von J Dilla und John Morales Mix von Logg’s „ I know you will“
Ich würd noch „Broad Factor“ von Quasimoto mit rein schmuggeln. Ich könnt’s einfach nicht sein lassen.
Was wirst du in Zukunft weniger machen?
Negronis trinken? Cross fingers!
Dein*e Held*in aus den 80ern?
Gwen McCrae. Nobrainer.
Wann manifestierte sich bei Dir die Idee Musikerin zu werden?
Ich war etwa sieben. Da hab ich ein besonders schlechtes Lied im Radio gehört und festgestellt: Das kann ich auch.Heute bin mir da nicht mehr so sicher.
Berlin in fünf Adjektiven?
weit, wetterhörig, technoverseucht, hipp, würstchendicht – oder besser noch: The future is bright. The past ist the future. The future is now. Und so weiter in diversen Kombinationen…