- Die siebte Ausgabe von Most Wanted: Music 2020 (MW:M) ging unter dem Motto #Togetherness im Livestream auf Sendung.
- Über 80 internationale Speaker*innen aus der Musikwelt tauschten sich in über 30 Vorträgen, Workshops, Q&As und Panels über die Gestaltung einer tragfähigen Zukunft für die Branche aus.
- Nach Monaten des völligen Stillstandes suchte die Musik- und Veranstaltungswirtschaft bei Most Wanted: Music 2020 nach neuen Perspektiven.
- Fokusthemen waren: Der Neustart der Live-Branche, Bezahlmodelle von Musik-Streaming- und Video-Plattformen, die Auswirkungen der Musikwirtschaft auf die Klimakrise und Musik als Katalysator für sozialen Wandel, sowie Einsatzmöglichkeiten neuer Technologien für Musiker*innen.
- Zu den Top-Speaker*innen gehörten: Prof. Maya Ackerman (WaveAI), Dr. Florian Drücke (BVMI), Christian Goiny (CDU), Michael Fritz (Viva con Agua), Madame Gandhi, Marek Lieberberg, Prof. Jens Michow (BDKV), Tatsuya Takahashi (KORG), Beatie Wolfe
- MW:M Live kehrte ebenfalls als Livestream-Event zurück: Die 2. Ausgabe des Showcase-Festivals präsentierte 24 internationale Künstler*innen online vor einem Publikum hochkarätiger Branchenexpert*innen.
- Die listen to berlin: Awards 2020 feierten die gesellschaftlich engagierte Musikszene der Stadt und rückten diejenigen ins Rampenlicht, die angesichts der Krise Mut und Visionen bewiesen haben.
- Auch bei den MW:M Satellites, die überall in der Stadt verteilt virtuell stattfanden, blieb das Motto von MW:M erhalten.
Die erste Online-Ausgabe von Most Wanted: Music 2020 war mit mehreren Livestreams und einem internationalen Speaker*innen-Line-Up ein voller Erfolg
Berlin, 9. November – Most Wanted: Music 2020 (MW:M) konnte trotz Teil-Lockdown vom 3. bis 5. November als Livestream-Produktion stattfinden. „Das Jahr 2020 bringt für unsere Branche enorme Herausforderungen mit sich, aber es ist uns gelungen, die Konferenz kurzfristig erfolgreich auf ein digitales Format umzustellen”, sagte Stephan Hengst, Direktor von Most Wanted: Music 2020: „Ich bin wirklich stolz auf das gesamte MW:M-Team. Unter immensem Druck haben wir eine digitale Konferenz auf die Beine gestellt, die fantastisch aussah, mit internationalen Expert*innen punkten konnte und die wichtige Veränderungen für die Branche eingeleitet und vorangebracht hat.“ Mit der elektrisierenden Performance von Künstlerin VALENTIN startete die Convention am Mittwochmorgen erfolgreich in das umfangreiche Programm aus Panels, Workshops und angeregten Diskussionen – an der die Teilnehmer*innen über die virtuelle Konferenzplattform teilnehmen konnten.
Perspektiven in der Krise: Umstrittene Corona-Hilfsprogramme und Neugründung der interdisziplinären Fachgruppe der Veranstaltungswirtschaft
Die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Musikbranche war zentrales Thema vieler Diskussionen. Most Wanted: Music 2020 ging der Frage nach, wie die Branche wieder eigenständig handlungsfähig wird, welche Wege aus der Krise führen und welche Zukunftsperspektiven sich eröffnen. In dem Gespräch „Live Will Survive – But How?“ äußerte sich Veranstalterlegende Marek Lieberberg kritisch über die Unterstützung für Kreative: „Von den 25 Milliarden Euro Überbrückungshilfe sind nur eine Milliarde Euro tatsächlich bei den Empfängern angekommen.” Ähnlich entschieden äußerte er sich zu NEUSTART KULTUR, dem Rettungs- und Zukunftsprogramm der Bundesregierung: „Auch da sind die Gelder überhaupt nicht angekommen. Wir befinden uns hier in einem bürokratischen Labyrinth.”
Im Panel „Musik 2030″ ging es um konkrete Handlungsschritte aus der Krise. Christian Goiny, haushaltspolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, betonte die Dringlichkeit von Unterstützungen für Musikschaffende: „Kultur ist unsere Schwerindustrie! […] Kein Bundesland ist von der Kultur so abhängig wie Berlin. Wir müssen unsere Stimme auch bundesweit laut erheben.“ Er appellierte an Berlin und den Bund gleichermaßen: „Wir brauchen Programme, die bis zum Ende des nächsten Jahres mindestens reichen, die mehr sind als Liquiditätshilfen, die eine Planbarkeit und Verlässlichkeit haben und die Einzel-Selbstständigen mitberücksichtigen.“
Jeannine Koch, Direktorin der re:publica und künftige Vorstandsvorsitzende des media:net berlinbrandenburg, schlug vor, in Berlin einen Cultural Thinktank für die gesamte Branche einzurichten, in dem sich Politiker*innen und Akteur*innen der Kreativwirtschaft auf der interdisziplinären Suche nach Lösungen zusammenschließen: „Wir müssen alle Kräfte sammeln, den Betrieb am Laufen halten, aber gleichzeitig auch nach neuen Lösungsformaten suchen.”
Diese gemeinsame Stimme formierten verschiedene Akteur*innen am zweiten Tag der Konferenz. Im Rahmen der MW:M Satellites gründete die Berlin Music Commission eine neue Fachgruppe der Veranstaltungswirtschaft. Diese ist ein Zusammenschluss aus rund 30 Gründungsmitgliedern – darunter Festival-, Tournee- und Konzertveranstalter*innen, Agenturen, Theater, Venue-, und Clubbetreiber*innen sowie selbstständige Dienstleister*innen. Die frisch gegründete Fachgruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, all diejenigen politischen Entscheidungsprozesse künftig proaktiv zu begleiten, die sowohl die Kreativbranche auf Landes- und Bundesebene betreffen, als auch andere von der Corona-Krise stark gebeutelte Branchen.
Olaf Kretschmar, CEO und Vorstandsvorsitzender der Berlin Music Commission, sagte: „Lebenswerke zerrinnen zu Staub und Existenzen sind akut gefährdet – unsere Branche ist in einer katastrophalen Situation. Jetzt gilt es Schäden zu kompensieren und gleichzeitig neue Wege aus der Krise zu erarbeiten. Die Diskussionen auf der MW:M haben uns klar gemacht, dass hier die Uhr tickt: Wie wir uns heute aufstellen, ändert die Umstände in der nahen Zukunft maßgeblich. Die Corona-Pandemie mag uns dabei räumlich voneinander trennen, sie vereint uns aber auch in unserer gemeinsamen Suche nach agilen Lösungen und lässt die Branche näher zusammenrücken. Die diesjährige digitale Ausgabe der Most Wanted: Music stand dabei ganz im Zeichen von „Togetherness“ und bot genau jene coronasichere Plattform, die es braucht, um die Branche in der Krise gemeinsam zu mobilisieren und zu vereinen.“
Künstler*innen und ihre Partner*innen fordern mehr Transparenz und faire Bezahlmodelle von Streaming-Plattformen
Unterdessen sprach Journalistin und Musikwirtschaftsexpertin Cherie Hu mit Medienanwalt, Musik- und Sportmanager Dr. Olaf Meinking über den Wert von Musik im Streaming-Zeitalter. Olaf Meinking formulierte drei zentrale Kritikpunkte am derzeitigen Streaming-System: „Es mangelt an Transparenz innerhalb des Abrechnungssystems, zudem sind wir mit der Anzahl der Manipulationen unzufrieden, und drittens plädieren wir für die Einführung eines nutzer- und nutzerzeitzentrierten Abrechnungsmodells. Das wäre gerechter.“
Cherie Hu merkte zudem an, dass sich Spotify zunehmend von einer unabhängigen Plattform hin zu einem „Facebook für die Musikbranche” entwickeln könnte, wenn der Streaming-Dienst weiter auf Funktionen wie den neuen Discovery Mode setzt. Dr. Meinking stimmte zu, dass dies den Beginn einer Entwicklung des Streaming-Giganten zu einem „Marketing- und Dienstleistungsanbieter” markieren könnte.
Dr. Florian Drücke (Vorstandsvorsitzender und CEO, BVMI) sprach sich für einen gemeinsamen europäischen digitalen Verantwortungsraum und gegen einen deutschen Sonderweg zur Umsetzung der EU-Urheberrechtslinie aus. Er appellierte an die Politiker*innen, „endlich aus dem hilflosen Staunen herauszukommen und für Partnerschaften auf Augenhöhe zu sorgen.”
Die Rolle von Musik in der Klimakrise und als Katalysator für sozialen Wandel
Sozialarbeiter, Künstler und Kulturkurator Olad Aden sprach leidenschaftlich über den Wert des Hip-Hop als pädagogisches und gemeinschaftsorientiertes Instrument: „[Hip-Hop] ist ein erstaunliches Mittel für uns Pädagog*innen, junge Menschen zu erreichen.“ […] Es gibt uns die Möglichkeit, tiefere Gespräche zu führen. Mehr Pädagog*innen, Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen müssen erkennen, was sie mit dieser Kunstform erreichen können!”
Mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahlen beschrieb Henry Ohanga von der Octopizzo Foundation in der Session „Think Global, Act Local” die Rolle von Musik als kultureller Katalysator: „Beide Kandidaten bitten Musiker*innen um Hilfe, um junge Leute anzusprechen. Das sollte uns zeigen, wie mächtig die Kunst ist. […] Mit Musik erreicht man die meisten Menschen im Inneren.”
Musikpionierin Beatie Wolfe präsentierte bei MW:M20 ihr immersives Multimediaprojekt „From Green to Red„, die auf NASA-Daten aus 800.000 Jahren basierende Audio-Visualisierung des menschlichen Einflusses auf den Planeten. Wolfe sprach auch über die Auswirkungen von Musiktechnologie auf unsere Beziehung zur Musik.
Neue Technologien für Musiker*innen und die Zukunft der Live-Performance
Einige der angesehensten Pionier*innen der Musiktechnologie haben bei MW:M den Einfluss von Technologie auf die Musik diskutiert. Dazu gehörte Tatsuya Takahashi, Geschäftsführer von KORG Deutschland und Designer von berühmten, elektronischen Instrumenten, der den faszinierenden Vortrag „Music Instrument Design for the Powers of Ten” hielt. Er stellte einzigartige experimentelle Instrumente vor und gab Einblicke in die Philosophie hinter seinen Designs. Außerdem sprach er bei MW:M darüber, wie er durch fortlaufende Innovation stets inspiriert bleibt und über seine große Leidenschaft für physische Instrumente.
Nach der preisgekrönten KI-Expertin Prof. Maya Ackerman, CEO von WaveAI ist es die Technologie selbst, die es den Menschen ermöglicht, menschlicher zu werden: „Populäre Musiker*innen entpersönlichen die Musik, sodass die Menschen sich mit ihr identifizieren können. Die Musik, die ich höre – die Menschen mit unserem System kreieren – ist viel persönlicher […] es ist wunderbar, dass Menschen sich auf diese Weise ausdrücken.”
Das hybride Musikprojekt Portrait XO, das auch bei MW:M Live spielte, glaubt, dass KI Musiker*innen nicht ersetzen wird – aber, dass sie die Kreativität steigern wird: „Eine Maschine kann keinen Song auf der Grundlage menschlicher Erfahrung schreiben. Texte und Geschichten entstehen durch persönliche Erfahrungen.”
listen to berlin: Awards würdigen die Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten, MW:M Live kehrt in erweitertem Format zurück
Most Wanted: Music eröffnete mit der fünften und ebenfalls digitalen Ausgabe der listen to berlin: Awards: In neun Kategorien wurde die vielfältige Berliner Musikszene ausgezeichnet. Darunter wurde erstmals der Wirtschaftspreis verliehen, welcher an das weltumspannende und solidarische Streaming-Projekt United We Stream für seinen innovativen Ansatz zur Rettung der Berliner Clubkultur während der Corona-Krise ging. Am letzten Tag von MW:M20 kehrte auch das Showcase-Event MW:M Live zurück, bei dem 24 internationale Künstler*innen auftraten. Zu den Highlights gehörten die – teils live aus der Alten Münze Berlin übertragenen, teils gestreamten – Performances von TUYS aus Luxemburg, Monako aus Hamburg und Montreal, J-Pag aus Rostock, LIN aus Mainz, Platon Karataev aus Ungarn, Super Duty Tough Work aus Kanada und Kid Be Kid aus Berlin.
Most Wanted: Music ist eine Veranstaltung der Berlin Music Commission im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.
MW:M Live ist das Showcase-Format von Most Wanted: Music – einer Veranstaltung der Berlin Music Commission. Es wird gefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.
Pressekontakt:
Anna Jakisch
Head of Communications
E-Mail: presse@buero-doering.de