In 35 Meter Höhe kriecht eine Schar grüner Geckos vom dunklen Dach in das Licht der Fassadenprojektion und damit ins Sichtfeld hunderter glitzernder Augen faszinierter Beobachter:innen. Zur Vibration eines verwitterten Kontrabasses, der gerade eine mehrmonatige Regenwaldtour auf dem Rücken seines Dompteurs hinter sich hat, bewegen sich die Geckos geschmeidig an der Wand, schwingen im Gleichklang oder huldigen der mächtigen Mama Amazonia. Kein Regenwetter, Denkmalschutzvorschriften und nicht mal die Schwere des Ortes, zu dem diese Wand gehört – der ehemaligen Zentrale des Staatssicherheitsdienstes der DDR-, halten die Geckos auf, ihren Tanz vorzuführen.
Global Amazonia heißt die Fassadentheater-Inszenierung der Berliner Theater-Kompanie Grotest Maru, die bereits seit 1996 ortsspezifische Stücke kreiert und damit weltweit Publikum in ihren Bann zieht. Im Rahmen des Berliner Kultursommerfestivals kam es nun am 27. Juli zu einem ihrer seltenen Berlin-Auftritte. Wir sind als Fachhandel für Ereignisse sehr glücklich, dass wir dieses Stück an einem geschichtsträchtigen Ort wie der ehemaligen Stasi-Zentrale präsentieren konnten.
In der heutigen Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie wurden wir von einem großartigen Team begrüßt. An dem Ort, wo früher Menschen arbeiteten, die jeden Schritt ihrer Mitbürger:innen überwachten, warfen während der Probewoche immer wieder Mitarbeitende des Bundesarchivs ein Auge auf unsere Arbeit, heute jedoch mit einem anderen Blick: Interessiert, fasziniert, unterstützend und wohlwollend.
Neben der Unterstützung bei der Produktion bot das Team des Bundesarchivs vor der Vorführung zudem verschiedene Touren auf dem Gelände an. Darunter die Führung „Revolution und Mauerfall“ von Tim Eisenlohr, der in der DDR Mitglied der Oppositionsgruppe “Umweltbibliothek” war und schon als 14-Jähriger massiver Repression durch die Stasi ausgesetzt war. Er erzählte dem interessierten Publikum bei strömendem Regen sehr persönlich von seiner friedlichen Revolution.
Das Thema Umwelt war auch bei dem Stück Global Amazonia zentral. Künstlerisch verhandelt Grotest Maru dabei das Verhältnis zwischen Erde, Pflanzen, Tieren und Menschen, also dem, was wir Ressourcen nennen. Dabei verbünden sich die tanzenden Geckos in dem Stück mit einer Klimaaktivistin und kämpfen um ihren Lebensraum im Amazonas. Das Stück bezieht dabei Stellung zu einer der wichtigsten gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit. Und das an einem Ort, an dem früher Meinungen unterdrückt wurden und der momentan als “Campus für Demokratie” zum lebendigen Ort der Erinnerung, der Kunst und Kultur und der gesellschaftlichen Debatte entwickelt wird.
Wir bedanken uns beim Bundesarchiv, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), der Robert-Havemann-Gesellschaft und natürlich beim Kultursommerfestival-Team für die gute Zusammenarbeit.