In fünf Tagen findet die Fête de la Musique statt, für die wir vor fünf Jahren Verantwortung übernehmen durften, und ich schaue mir daher sehr oft und sehr gern die verschiedenen Nachrichtenkanäle der Veranstaltung an. Dieser Teil meiner Arbeit erfüllt mich regelmäßig mit Glück und Stolz, denn die Idee geht total gut auf, das Netz und die digitalen Kanäle rund um den 21. Juni alljährlich mit lauter positiven Nachrichten, mit Glück und mit Musik zu fluten. Das ist das Beste, was man gegen die sonstigen, kübelweise ausgeschütteten verbalen Auf- und Abschäumungen tun kann, von denen das Netz in unserer Wahrnehmung dauerhaft geflutet wird.
Dabei zeigt doch eine Veranstaltung wie die Fête de la Musique, welch großes und wunderbares Potenzial diese digitale Kommunikation haben kann: Unfassbar viele Menschen in Berlin (und an vielen anderen Orten der Welt) empfinden Leidenschaft für die Idee der Fête und tun ihr Bestmögliches, um sich selbst und anderen Menschen kostenfreie, in alle Stil- und Genre-Richtungen offene Konzerte zu ermöglichen.
Wie toll! Und sie reden, schreiben, filmen darüber. Vom Gemeinschaftsgarten über Vereine, Musikschulen, Clubs, Kneipen, Spätis, religiös und/oder humanitär geprägte Orte, Jugendzentren, Biergärten. Das, was sie tun, wird zugleich aufgegriffen von unterschiedlichsten Medien und so setzt sich eine Welle in Gang, die wirklich große Kraft hat und die es ohne die Fête de la Musique nicht gäbe.
Alle machen etwas und alle tragen das mit Stolz ins Netz: Schaut und hört Euch mal in der Nachbarschaft um – ich / wir wollen etwas teilen: Freude, Spaß, gute Laune, ein paar schöne Stunden. Und ich bin der Überzeugung, dass dies eigentlich die Grundmotivation der überwiegenden Mehrheit der Menschen ist. Wir alle chillen doch sehr gern in angenehmer Umgebung und teilen mit anderen Menschen schöne Zeiten und Erlebnisse.
Woher aber all der Stress, der Hass, die Krisenanfälligkeit und das Einreißen von Tabus kommen, von denen das Netz leider auch und leider viel häufiger als von positiven Dingen dominiert wird, ist mir nicht klar. Oder anders gesagt: ich kann mir schon vieles erklären. Mit einer Atmosphäre der Unsicherheit, Unzufriedenheit, mit click-baiting und Beleidigungen, mit schreierischen Headlines und vermeintlichen oder echten Skandalen wird unglaublich viel Geld verdient und rationales oder positiv-emotionales Verhalten unterdrückt.
Das wird man nicht verhindern können, weil die Kräfte dahinter sehr groß sind. Das spürt man, selbst wenn man grundsätzlich kein Fan von Weltverschwörungstheorien jeglicher Couleur ist. Aber ich bin sehr froh, dass wir mindestens an diesem einen Tag in einer großen Gemeinschaft von ganz unterschiedlichen Menschen aber mit einem gemeinsamen Ziel das Netz und die Welt, naja: mindestens die Nachbarschaft, mit positiven Gedanken, Gefühlen und guter Musik fluten können. Let’s rock!