Wenn der Fachhandel für Ereignisse ein Ladengeschäft wäre – was könnte man dort eigentlich kaufen?
Ich stelle ihn mir vor wie die Apotheke, die schräg gegenüber von unserem buero stets die erste Anlaufstelle bei latenter Unpässlichkeit angesichts der eigenen Gegenwart ist: Ein Raum mit vielen Schubladen und Schachteln, Flaschen unterschiedlichster Formen, wundersamer goldener Waagen, Erlenmeyerkolben und einer alten Registrierkasse, die sich nur auf Knopfdruck klingelnd öffnet und analoge Zahlen als Schildchen im Sichtfenster preisgibt.
Womit wir handeln? Mit Zeit. Wir sind so etwas wie die umgedrehte Zeitsparkasse der grauen Herren aus „Momo“. Denn wir entziehen den Menschen nicht die Zeit, sondern laden sie auf mit Ideen und Ereignissen, mit Musik und Artistik und wir bringen die Zeit gemeinsam mit den Menschen an ungewöhnliche Orte. Denn in jedem Ereignis, das wir verkaufen, stecken Monate der Vorbereitung, des Nachdenkens, des Verzweifelns an Hürden wie der Schwerkraft einer Finanzierbarkeit oder dem Einklang, den wir bei all unseren Ereignissen mit den Vorgaben zur Sicherheit aller Beteiligten erzielen müssen. Und natürlich Augenblicke der Freude, wenn die Hürden Stück für Stück und Schritt für Schritt überwunden werden und etwas ermöglichen, womit man im Alltag niemals rechnen würde.
Selbst wenn ein solches Ereignis – ein Konzert, ein Fassaden-Theater, ein Feuerspektakel im Winter, eine Daumenkino-Erzählung – bei seiner Aufführung nur 60 oder 90 Minuten dauert, so merkt man ihm hoffentlich an, dass es mit Zeit, Liebe und Sorgfalt aufgeladen ist. Idealerweise entsteht auf diese Art eine ebenso komprimierte wie ungewöhnliche und abwechslungsreiche Form von Zeit, die wir in eine Schachtel, eine Flasche, einen Erlenmeyerkolben abfüllen und die sich beim Auspacken und Erleben ausdehnt, den Moment ihres Stattfindens überdauert, weil sie Erinnerungen und Empfindungen schafft, die bleiben.
So sähe der Fachhandel für Ereignisse aus. Hereinspaziert!