Es ist ja weder ein großes noch ein besonders gut gehütetes Geheimnis: Ich bin jetzt 52 Jahre alt und tummele mich weiterhin in der sogenannten Entertainment-Branche, dieser Mischung aus juvenilem Plansch- bis Tobebecken und ewig sprudelndem Jungbrunnen.
Doch nicht nur das. In den wichtigen und richtigen Debatten, die in der jüngeren Vergangenheit geführt wurden über die verkrustete, immer noch zu sehr männlich, westlich, weiß dominierte Gesellschaftsstruktur entstand das geflügelte Wort vom „alten weißen Mann“. Mindestens als Antagonismus oder als Symbol für Fehlentwicklungen unserer Gesellschaft. Manchmal gar als Feindbild, gegen das anzuarbeiten eine wichtige Aufgabe ist.
Sehe ich auch so: Mehr Vielfalt in allen Bereichen unseres Lebens! Mehr Frauen in Führungspositionen! Gleiche Bezahlung für alle! Bessere Zugänge für Menschen, die aus irgendeinem Grund nicht der Mehrheitsgesellschaft angehören! Trotzdem – und das ist mein Aufruf – plädiere ich dafür, nicht die Schemata derer zu übernehmen, deren Verhalten man überwinden will. Denn: Junge, Junge – habe ich mich manches Mal schon komisch gefühlt.
Vom irritierten Blick in meine Richtung, der zu fragen schien, ob ich mich denn in der Tür geirrt hätte oder ob ich wirklich an genau dieser Diskussion / Konferenz / Party teilzunehmen gedachte. Bis hin zum Moderationsbuch für eine von mir selbst organisierte Veranstaltung, bei dem den Moderierenden in dem Mund gelegt werden sollte, dass ich ja gottseidank einer der letzten weißen alten Männer der Veranstaltung sei.
Mit dem Unwohlsein angesichts dieser oberflächlichen Einsortierung habe ich mich oft allein gefühlt. Aber neulich, bei der c/o pop in Köln, habe ich ein sehr befreiendes Gespräch mit einem Menschen geführt, der NOCH älter ist als und der in seinem langen Berufsleben NOCH mehr dafür getan hat, dass die Branche und ihre Veranstaltungen vielfältiger in jeder Richtung werden. Auch ihm ist das schon passiert. Auch er wurde allein aufgrund seiner physischen Merkmale in Schubladen gepackt, in die er ganz sicher nicht gehört. Und auch er hatte manches Mal einen Kloß im Hals bei dem Gefühl, dass das Äußere schon auszureichen scheint, um ein Bild nicht nur entstehen sondern von vornherein verhärten zu lassen.
Das wäre schade, denn eigentlich fühle ich mich sehr wohl an dem Ort und in der Zeit meines Lebens. Denn das Alter bringt ja den großen Vorteil mit, über einen gewissen Erfahrungsschatz und eine immer länger werdende Biografie in dem Sinne verfügt, dass man schon viele Dinge angeschoben, für die Integration und Anerkennung unterschiedlichster kultureller Herkünfte im Popkultur-Bereich getan und den Zugang zur Kultur für hunderttausende Menschen geöffnet hat.
Das soll am Ende kein Schulterklopfen sein, sondern eine herzliche Einladung in alle Richtungen (auch an mich selbst) immer die Augen und den Geist offen zu halten und hinter das zu schauen, was man auf den ersten Blick sehen kann und zu erkennen glaubt. Und das ist doch eigentlich ein schöner Geburtstagswunsch. Oder?