Röntgenbilder als Tonträger: Open-Air Ausstellungseröffnung von BONE MUSIC

BONE MUSIC Ausstellungseröffnung am 14. August:

Vom 14. August bis 5. September kommt BONE MUSIC – die Ausstellung zum X-Ray Audio Projekt nach Berlin und erzählt die außergewöhnliche Geschichte sowjetischer Bootleg-Pressungen auf alten Röntgenbildern aus Krankenhäusern. Es ist die Geschichte einer Untergrundgruppe zu Zeiten des Kalten Krieges, deren Liebe zur Musik so groß war, dass sie selbst vor Haft nicht zurückschreckte, um bestimmte Lieder und Genres trotz Zensur zu hören

Am Samstag, den 14. August von 14:00 – 22:00 Uhr, wird die Ausstellung mit einem umfangreichen Open-Air-Rahmenprogramm feierlich eröffnet, welches Talks, Livemusik und Filmsceenings umfasst. In begleitenden Gesprächen tauschen sich internationale Gäste über Musikzensur in der Sowjetunion, DDR und heute aus. Neben Livemusik von Rasha Nahas, der Jungle Jazz Band & Joel Gibb, gibt es zudem die Möglichkeit, die Ausstellung gemeinsam mit Kurator Stephen Coates auf den Spuren der Bootleggers zu erkunden und dabei spannende Insights zu erfahren.

Das Filmprogramm am Eröffnungstag umfasst die Dokumentation „ROENTGENIZDAT – The Strange Story of Soviet Music on the Bone“, die den Blick in die Vergangenheit der Musikzensur und verbotenen Kultur in der Sowjetunion wirft und den Dokumentarfilm „Raving Iran“, der sich mit musikalischer Unterdrückung in der heutigen Zeit befasst.

ROENTGENIZDAT – The Strange Story of Soviet Music on the Bone

Eines der großen Highlights des Eröffnungstages ist das X-Ray Kabarett, bei dem die Performances der Künstler:innen Rasha Nahas, der Jungle Jazz Band und Joel Gibb live aufgezeichnet und ihre Mitschnitte mit einer der Original-Aufnahmedrehmaschinen auf eine BONE MUSIC-Platte gepresst werden. Der Prozess wird live übertragen.

Autor Gilbert Furian spricht bei der Eröffnung mit Moderatorin Raffaella Jungbauer (rbb) über „Musik, Inhaftierung und Zensur in der DDR“:

„Nachdem ich 20 Jahre lang in der Operativen Personenkontrolle der DDR-Staatssicherheit ‘nur’ beobachtet worden war, wurde ich 1985 verhaftet und nach 6 Monaten Untersuchungshaft zu 2 Jahren und 2 Monaten Freiheitsentzug verurteilt: Ich hatte Punks interviewt, darunter die Band ‘planlos’, und wollte die Texte auch an Freunde im Westen weitergeben.” – Gilbert Furian, Autor

Die Open-Air Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung BONE MUSIC findet schräg gegenüber der Villa Heike auf dem Innenhof der Studios ID statt, Eingang über die Freienwalder Straße 14.

Hier erfahrt Ihr, was Euch bei der BONE MUSIC Ausstellungseröffnung erwartet:

  • 14:15 Uhr

    Livemusik Rasha Nahas

    Poetischer Gesang, beschwörende, zarte Gitarrenpassagen und klagende Geigen – das Werk der in Berlin lebenden palästinensischen Singer-Songwriterin und Instrumentalistin Rasha Nahas ist durchdrungen von einer mitreißenden Orchestrierung, die mühelos in die fesselnden musikalischen Obertöne ihrer Heimat im Nahen Osten hinein- und wieder herausgleitet.

  • 15:00 Uhr

    Kurze Begrüßung & Einführung: The Story of BONE MUSIC

    Begrüßung und Vortrag von Stephen Coates und Björn Döring (EN/DE)

  • 15:15 Uhr

    „Songs, Censorship and Freedom: Past and present”

    Podiumsgespräch (EN) mit Jasmina Lazovic (Freemuse) und Rasha Nahas (Musikerin), moderiert von Stephen Coates (Musiker, Kurator)

    Warum wurde Musik in der Sowjetunion und der DDR zensiert? Hat Zensur jemals funktioniert? Wie steht es um Zensur von Musik heutzutage? Kann Musik immer noch eine Form des Protests sein? Über diese und andere Fragen rund um das Thema kulturelle Freiheit diskutieren Podium und Publikum.

  • 16:00 Uhr

    Livemusik Jungle Jazz Band

    Die Jungle Jazz Band hat sich in Berlin gegründet, ihre Bandmitglieder kommen aber aus Frankreich, Spanien, England und Russland. Die Band hat sich der Wiederbelebung des authentischen Jazz aus den 1920er-Jahren in kleiner Besetzung verschrieben. Ihr Stil lässt den ursprünglichen rauen und kraftvollen Klang des frühen Jazz wieder aufleben, wo die Musik pulsierend, entertainend und tanzbar war. Inspiriert von Jelly Roll Morton, King Oliver, Louis Armstrongs Hot Five oder Sidney Bechet liefert die Band frische Interpretationen und aufregende Arrangements, die Tänzer:innen, Jazz-Kenner:innen oder Party-Gänger:innen begeistern.

  • 16:00 Uhr

    Führung mit Stephen Coates

    Kuratorenführungen durch die Austellung (EN)

  • 16:30 Uhr

    „ROENTGENIZDAT – The Strange Story of Soviet Music on the Bone“

    Dokumentarfilm, 2016, OmU, 25 Min.

    ROENTGENIZDAT wurde im Oktober 2016 auf dem Russian Film Festival in London als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet und war Teil einer großen Ausstellung auf dem Trieste Film Festival im Januar 2017. Er sorgte auch auf verschiedenen anderem Filmfestivals für Begeisterung, darunter das Courage Film Festival.

  • 17:00 Uhr

    „Musik, Haft und Zensur in der DDR”

    Podiumsgespräch (DE) mit Gilbert Furian, moderiert von Raffaella Jungbauer (rbb).

  • 18:30 Uhr

    X-Ray Kabarett

    Aufzeichnung der Livemusik von Rasha Nahas, Jungle Jazz Band und Joel Gibb sowie Liveübertragung des Prozesses, wie eine Original-Aufnahmedrehmaschine aus den Mitschnitten der Performances vor Ort BONE MUSIC-Platten schneidet.

  • 19:30 Uhr

    Livemusik Joel Gibb (The Hidden Cameras)

    The Hidden Cameras ist das Projekt des in Berlin lebenden kanadischen Künstlers und Musikers Joel Gibb, der mit seinen hymnenhaften Popsongs und seinen performativen Konzert-Happenings überzeugt. Passend zur physischen Distanz der vergangenen Monate entwirft Joel Gibb nun ein intimes Solo-Setting mit Folksongs, Balladen und Spirituals aus dem Oeuvre seiner Band The Hidden Cameras und neuen Songs.

  • 20:00 Uhr

    Führung mit Stephen Coates

    Kuratorenführungen durch die Austellung (EN)

  • 20:30 Uhr

    Raving Iran

    Dokumentarfilm, 2016, OmU, 1:24 h

    Die beiden Brüder Anoosh und Arash bewegen sich im Zentrum von Tehrans Untergrund-Techno-Szene. Doch sie haben es satt, sich dauernd vor der Polizei zu verstecken, und so organisieren sie einen letzten großen Rave in der Wüste. Zurück in der Stadt wird Anoosh verhaftet, und alle Hoffnung scheint verloren. Doch dann kommt ein Anruf aus der Schweiz, wo das weltgrößte Technofestival ausgerichtet werden soll.

Weitere Informationen: www.bonemusic.berlin

Foto: © X-Ray Audio Project